SCHÖMBERG. Auf ganz natürliche Weise will nun Schömberg die Wellenbad-Nachfolge klären: Mit einem Kleinbadeteich. Gemeinden wie Baiersbronn oder Trossingen haben ein solches Naturbad bereits – ganz zur Freude der Gäste.
Planschen, rutschen, schwimmen – das geht seit der
Schließung des Wellenbads in Schömberg 2006 nicht mehr.
Mit einem Naturbad könnte es aber bald wieder möglich
sein. Die Pläne dafür können sich Bürger ab
Montag im Rathaus ansehen. Dort hängen verschiedene Konzepte
als Ergebnisse der vom Gemeinderat Ende Oktober in Auftrag
gegebenen Machbarkeitsstudie.
„Das Naturbad ist die
einzig bezahlbare Chance auf Wasser in der Gemeinde“, sagt
Bürgermeisterin Bettina Mettler. Die Investition in eine
solche Anlage und deren Unterhalt seien günstiger als bei
normalen Bädern. „Experten sprechen von einem Drittel
bis zur Hälfte der Kosten“, sagt Mettler. Probleme sieht
sie in der eingeschränkten Nutzbarkeit – von Mai bis
September. „Es wäre eben ein Frei- und kein Hallenbad
mehr.“ Es könnte aber im kommenden Jahr bereits eröffnet
werden.
Die PZ hat sich in Gemeinden mit Naturbädern umgehört,
welche Erfahrungen sie mit dem etwas anderen Bad gemacht haben.
Eine davon ist die Gemeinde Baiersbronn. Als die Chlorgasanlage des
Freibads im Ortsteil Mitteltal versagte, machte sich die Gemeinde
Gedanken über eine Umgestaltung in Richtung Naturbad. „Wir
hatten schon vier beheizte Bäder, ein weiteres hätten wir
uns nicht leisten können“, sagt der Baiersbronner
Bauamtsleiter Rolf Günther. Für die ganz natürliche
Idee habe es im Ort schnell Befürworter gegeben. Ende 2007 gab
der Gemeinderat grünes Licht für den 650 000 Euro teuren
Bau. Dafür gab es Landesmittel aus dem
Tourismusinfrastrukturprogramm und dem Ausgleichsstock. Zeitgleich
gründete sich ein Verein, der heute den Badbetrieb führt.
„Und viel Eigenleistung bei der Gestaltung eingebracht hat“,
sagt Bauamtsleiter Günther.
Eröffnung des Bads war
im Juni 2009 und in der ersten Saison registrierte die Kasse rund
40 000 Besucher – dabei hat Baiersbronn selbst gerademal etwa
16 000 Einwohner und im früheren Bad waren es im Jahresschnitt
24 000 Besucher. „Viele Gäste kommen von weit her, oft
aus dem Raum Stuttgart und Böblingen. Sie nutzen das Naturbad
als Ausflugsziel“, sagt Günther. Ähnliche
Erfahrungen hat man in der „Troase“ gemacht, dem
Kleinbadeteich in Trossingen. Besonders Allergiker schätzen
das Wasser, sagt der dortige Bürgermeister Clemens Maier: „Da
im Naturbad kein Chlor verwendet wird, haben die Badegäste
keine Probleme mit den Augen oder der Haut. Das Wasser ist so
sauber, dass man es fast trinken kann.“
Vom Erfolg des Bades seit der Eröffnung im Juli 2005 sei
die Gemeinde als Betreiber regelrecht überflutet worden. Im
Vorgängerbad war die Heizung kaputt, eine Generalüberholung
stand an. Allerdings seien die Finanzen knapp gewesen, sagt Maier:
„Somit war das Naturbad der Mittelweg zwischen Sanierung und
Schließung.“ Die Kosten pro Jahr belaufen sich auf rund
195 000 Euro, in der vergangenen Saison kamen etwa 26 000
Badegäste. Maier selbst ist begeistert vom Naturbad: „Das
ungechlorte Wasser fühlt sich ein bis zwei Grad wärmer an
als chemisch behandeltes.“ Früh in der Saison sei das
Wasser wegen der fehlenden Heizung jedoch nur was für ganz
Harte.
Welches und ob überhaupt ein Naturbad in
Schömberg umgesetzt wird, muss sich noch zeigen. Bis zur
Bürgerversammlung am 25. Februar im Kurhaus können sich
Bürger zumindest mal ein Bild davon machen. „Und sich
schon Fragen oder auch Anregungen überlegen“, sagt
Bürgermeisterin Mettler. Eins will sie sich diesmal nicht
sagen lassen: Dass der Bürger nicht frühzeitig über
alles informiert gewesen sei.
05.02.10 - 12:25 Uhr